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"Die Landkarte ist nicht die Landschaft"- Beobachtung in der pädagogischen Praxis

Beobachtungen in der pädagogischen Arbeit- „Interpretation“ vs. „Das was ist“.

 

In der pädagogischen Arbeit finden wir jede Menge Beobachtungsmethoden mit diversen Zielen die dahinter stehen. So unterscheiden bspw. Bensel/Haug-Schnabel (2007) folgende Gegenstände einer Beobachtung:

 

  • die gesamte Entwicklung eines Kindes
  • die (Selbst-)Bildungsprozesse
  • die Lernbereitschaft
  • das Wohlbefinden
  • die sozialen Bezüge zu anderen Kindern und zu den Bezugspersonen

 

Dabei sollte das Kind mit einer positiven, ressourcenorientierten Grundhaltung begegnet werden. Statt auf Defizite (in unserem Team benutzen wir das Wort: „Baustellen“), wird auf Stärken („Schätze“) und Interessen geschaut. Durch das Stärken stärken, können Brücken zu den weniger vorhandenen Bereichen gebaut werden. 

 

Manche Beobachtung werden dokumentiert: in Form einer Lerngeschichte, bei Entwicklungsbögen oder bei Ausarbeitung einer Fachkraft während der Ausbildung. 

Was so einfach erscheint, kann in der Praxis manchmal ganz schön herausfordernd sein. Ich habe ein paar Tipps für dich, die deine Beobachtung unterstützen werden.

 

Nützliche Tipps für deine Beobachtung:

  • bleibe wertungsfrei (weder gut noch schlecht)
  • mache dir deinen inneren Kommentator im Kopf bewusst :)
  • wenn du jetzt denkst, dass du keinen Kommentator hast, dann weißt du      spätestens jetzt, dass er da ist :)
  • beobachte neutral (tue so als ob du eine Kamera bist)
  • fokussiere dich auf das was du beobachtest
  • sinnesspezifische Beobachtung („Was nimmst du wahr?“, „Was siehst du“?, „Was hörst du“?)
  • sei gedanklich mehr beim Kind und weniger „bei dir“.

 

Was bei einer Beobachtung hinderlich ist:

  • eigene Interpretation & Deutung 
  • unsere Gefühle
  • unsere Erwartungen 
  • Einfluss der eigenen Biografie
  • Projektionen & Vergleiche 

 

Mit persönlich hilft bei der Beobachtung ein Vergleich, den ich bei einer Coaching-Runde aufgeschnappt habe. Stelle dir ein gefärbtes Glas und ein Taschentuch vor. Das gefärbte Glas ist wie eine Meinung. Wenn du das Taschentuch ins Glas steckst, bekommt das die Farbe des Glases. So ähnlich ist es mit uns und unserer Meinung- auch der Interpretation. Ein Kind, welches öfters eher zurückgezogen und alleine spielt, wird eher in eine „schüchternes-Kind-Schublade“ gesteckt als ein Kind welches mit vielen anderen spielt. Dabei wissen wir ja gar nicht ob das Kind alleine spielt weil es schüchtern ist. Wir wissen es nicht und haben eine Meinung dazu. Wir schlußfolgern Aufgrund von Erfahrung, Meinung, Vorstellung etc. die wir über die Jahre entwickelt haben.

 

Der Mensch denkt oft in Schubladen- das ist in vieler Hinsicht nützlich z.B. um Gefahren zu erkennen, also für’s menschliche Überleben. Wie schlau! Manchmal kann die Interpretation hinderlich sein- ein extremes Beispiel der Interpretation ist für mich ein Vorurteil. 

Unser Wissen und ein bewusster Umgang mit dem Themenkomplex hilft uns in Beobachtungsprozessen und schafft eine nützliche Basis für den pädagogischen Alltag. 

 

:) Eure Sandra

 

 

 

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Literaturquellen:

Vollmer, K. (2012): Beobachtung. In: Vollmer, K.: Fachwörterbuch für Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte. Freiburg: Verlag Herder. S. 161 f.

 https://www.landsiedel-seminare.de/nlp-bibliothek/practitioner/p-02-00-repraesentationssysteme.html