· 

„Das Buch über mich“, ein Kita-Tagebuch zur Entwicklungs- und Bildungsbegleitung.

 

Bildung & Lernen, was verstehen wir in der Kita darunter?

„Bildung“ wird in der Diskussion unterschiedlich weit gefasst. Manche verstehen darunter lediglich eine Anhäufung von Wissen, auf der Basis kognitiv geprägtem (schulischen) Lernen oder dass Bildung dazu diene, sich auf dem Arbeitsmarkt seine Existenz sichern zu können. Aber Bildung meint nicht nur den Werdegang eines Individuums, sondern beinhaltet auch gesellschaftliche Dimensionen (Werte & Normen, kulturelles Erbe, gesellschaftliche Ordnung,…) So findet Bildung in einem ständigen Austausch mit der sozialen Umwelt statt. 

Bildung geschieht indem Menschen (Kinder) sich ihre Umwelt aktiv aneignen. Sie ist ein selbst organisierter, individueller Vorgang. Dabei geht es um den Erwerb von Wahrnehmungs- und Denkmustern, von Kompetenzen, Orientierungen und Einstellungen. So wird jeder Mensch zu einem unverwechselbaren Subjekt – das gilt besonders für Kinder.

 

Die Kinder müssen mit Personen, Dingen der Umwelt in Kita und Familie umgehen, eigene Fragen entwickeln, eigene Antworten finden dürfen. Sie müssen eigene Entscheidungen treffen können, sich mit anderen Menschen auseinandersetzen, eigenes Tun reflektieren und darüber nachdenken können. Sie müssen Veränderungen einleiten dürfen, auch „aushalten“ gehört dazu, um das eigene emotionale Leben regulieren zu können. 

 

So hat der Bildungsbegriff einen umfassenden Anspruch – demgegenüber wird üblicherweise unter „Lernen“ eine stärker auf die Person und seine kognitive Entwicklung geachteter Prozess verstanden. Gerade die Neurobiologie hat mit ihren Forschungsergebnissen in letzter Zeit sehr viel zu einem neuen Bild vom jungen Kind als aktiv und selbst bestimmt lernendes Individuum beigetragen. Alles, was ein Mensch machen und denken kann, hat er (selber) gelernt. Ohne den Vorgang des Lernens gelangt ein Mensch nicht zu Bildung.

 

Lernen ist dabei jedoch kein isolierter abgrenzbarer Vorgang, sondern in (konkrete) Situationen eingebettet. Voraussetzung für das Lernen sind Beziehungen und Interaktion des Kindes mit anderen Kindern und Erwachsenen, sowie echte Teilhabe an der Gemeinschaft. Lernen wird dabei als zunehmend Beteiligt sein, als zunehmend kompetent begriffen. Sich als beteiligt zu erleben, bedeutet auch sich wohl zu fühlen. Und aus diesem positiven Grundgefühl heraus traut ein Mensch/ ein Kind sich etwas zu, möchte etwas Neues ausprobieren, etwas Neues können und wissen.

 

Lernen geschieht dabei schrittweise und baut aufeinander auf. Dabei ist die Qualität des Erlernten entscheidender als das Tempo, nach der chinesischen Aussage: „Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht“.

 

Das „Buch über mich“ bietet den Kindern eine Möglichkeit, sich selber besonders deutlich wahrzunehmen. Im Dialog mit dem Kind werden diese persönlichen Bücher gestaltet. Es wird dokumentiert (mit Fotos, Kinderzeichnungen, Texten, Briefen), wofür sich ein Kind interessiert, was es schon kann, wie es sich selber sieht und daraus folgend können die so genannten „nächsten Schritte“ abgeleitet werden, Schritte, die das Kind bei seinem individuellen Lernen, seiner individuellen Bildung unterstützen sollen. Die begleitenden „Briefe an das Kind“ (von den ErzieherInnen zu bestimmten Anlässen angefertigt) sollen seine eigene Reflexionsfähigkeit verstärken, wie auch den Blick auf individuelle Persönlichkeitsmerkmale der Kinder hervorheben. 

 

Auch Eltern und andere Familienmitglieder, werden in diesen Prozess einbezogen. So können beispielsweise Familienfotos mitgebracht werden, mit dem Kind gemeinsam in dem Buch arbeiten, es anschauen,… 

 

Das Ziel ist, die Lern- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder umfassend und dabei individuell zu gestalten und gemeinsam einen spannenden Weg zu gehen. Beim Lernen spricht man von einem „Lernprozess“, einem komplexen Prozess in Aktivität.

 

Es heißt: „Lernen geht hundert Wege“:

lernen durch Bewegung

lernen durch Tun, durch Tun im Alltag

lernen durch Nachdenken und Überprüfen von Hypothesen

lernen durch Zufall

lernen durch Nachahmung, lernen am Modell und durch ausprobieren

lernen durch Wiederholung und üben

lernen durch Verstärkung von außen

lernen durch Auseinandersetzung mit anderen

lernen durch Perspektivwechsel und Umdenken

lernen durch Sortieren

lernen durch Fragen und den Versuch Antworten zu finden

lernen durch lehren

lernen durch Erfahrung

lernen durch sammeln von Informationen

Lernen durch aneignen von Wissensständen

Lernen durch verlernen

 

ein besonders lieber Gruß aus der Werkstatt der guten Gedanken

Bärbel Peper & Sandra Warsewicz

 

Foto: J.Schwormstedt

 

 

 

#kita #kiga #krippe #erzieher #portfolio #lernen #lernprozess #buchübermich #kitaleitung #erzieherin #pädagogik #familien #gedankentanken